Die Unschuld des
Verleumders
Mag. Eva Riebler-Übleis
ecetera 55/2014
Verloren a la Kafkas Josef K.: Peter
Miniböck hat die Erzählung "Der Prozess" von Franz Kafka
mit "Der Fremde" von Albert Camus übereinander gelegt,
miteinander verstrickt und verwoben. Was dabei
herauskommt? Eine Erzählung über eine tief traurige
Gestalt, die sich von ihrer Schuld nicht befreien kann,
die übliche Verlorenheit aufweist und bei allen
vergeblich Hilfe sucht, z.B. bei Leni, der bekannten
Geliebten des Advokaten. Wir kennen das alles von Kafka
und erkennen von Camus Fremden die bleierne Hitze, die
sich über die klaren Gedanken legt und vielleicht
Mitschuld an einem Mord trägt. Bei Miniböck gibt es
allerdings eine Gerichtssitzung, in der der Vorsitzende
auf den Verhafteten in seiner Paranoia zeigt, obwohl er
selber entlarvende Sätze von sich gibt: S. 127, "Wir
können nicht ALLES erkennen. ... und ich werde nicht
zulassen, dass in mein Ressort eingedrungen wird; auch
werde ich zu verhindern wissen, dass meine Profession
erkannt wird. Noch bin ich im Besitze all der
altbewährten Waffen: Lüge, Hetzte, Neid, Missgunst,
Verleumdung, Heuchelei." Dass der Angeklagte sterben
muss, wie ein Hund (Kafka) ist klar; und auch dass in
der Schlussszene sich wie bei Camus die Bangigkeit in
Form eines Engels verkörpert. Miniböck erinnert
somit an die Bedeutung beider Originalwerke , fügt auch
Psalmen, Aphorismen oder Mutmaßungen an und schafft ein
neues Oeuvre, das er selbst als "seriösen Roman"
versteht. Sich selbst als Autor sieht er in Anlehnung an
sein Zitat auf S. 236 von Susan Sontag "im luftleeren
Raum arbeiten". Nun das Zitat von S. Sontag zu Kunst und
Antikunst: "Denn solange wir noch keinen
kontinuierlichen "moderne" Tradition des seriösen Romans
haben, werden wagemutige Schriftsteller weiter im
luftleeren Raum arbeiten". Ob diese Klitterung
"Kunst" oder "Antikunst" und Miniböck "wagemutig" sei,
bleibt nun offen. Druck und Satz von Paul Jaeg sind
jedoch ganz sicher schlicht unprofessionell.
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